Body Positivity
“Wer schön sein will, muss leiden!”
Ein altes Sprichwort, dass wir alle bestimmt schon mal gehört haben. Doch warum verbinden wir Schönheit so oft mit Leid? Wie definiert sich „Schönheit" in unserer modernen Gesellschaft? Sollte sie jede*r für sich selbst bestimmen können oder kommt wahre Schönheit sowieso nur von innen? Schönheitsideale und „Body Positivity“ - wir haben uns damit auseinandergesetzt und versuchen, eines der schwierigsten Probleme vieler Teenager aufzuschlüsseln und zugänglicher zu machen.
„Body Positivity“ ist eine Bewegung, die vor allem in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, indem sie sich für die Abschaffung von unrealistischen und diskriminierenden Schönheitsidealen einsetzt. Oberstes Ziel ist, dass jede*r lernt, dass alle Körper schön sind, unabhängig von Gewicht, Größe, etc. und dass man lernt, für seinen eigenen Körper dankbar zu sein und ihn zu akzeptieren.
Besonders für uns Jugendliche ist es schwer, mit unserem Äußeren zufrieden zu sein, wenn wir beinahe täglich über Social Media ein gewisses Body Image vermittelt bekommen, bei dem wir das Gefühl haben, es erreichen zu müssen, um uns schön fühlen zu können. Sei es die perfekte Sanduhrenfigur, mehr Muskeln, eine reine Haut oder noch viele weitere Eigenschaften mehr, die der Körper laut Gesellschaft erfüllen sollte.
Schon oft genug stand in meiner eigenen YouTube-Suchleiste „How to lose weight in 10 days?“ oder „Die besten Diät-und Workout-Pläne“. Und ehrlich gesagt muss ich zugeben, dass ich teilweise auf solche Videos noch immer hereinfalle, wenn ich darüber stolpere, weil ich manchmal einfach noch immer diesen unterbewussten Druck verspüre, dieser „Traumfigur“ zu entsprechen. Aber was mich persönlich am meisten bedrückt, ist, dass es beinahe schon zu einer Ausnahme geworden ist, nicht unsicher mit seinem Körper zu sein.
Auf der Suche nach mehr Informationen für diesen Artikel ist mir auf YouTube das Video „Girls Ages 6-18 Talk About Body Image | Allure“ aufgefallen. Es greift quasi noch einmal das Problem des Body-Images auf, indem junge Mädchen im Alter zwischen 6 und 18 Jahren dazu befragt werden, wie wohl sie sich in ihrem Körper fühlen – es war nicht ein Mädchen über 10 Jahren dabei, das sich nicht irgendwie unwohl in ihrem Körper fühlt! Doch das für mich persönlich am schockierendsten war, dass schon 11-jährige Mädchen denken, sie seien nicht schön genug und deshalb nicht einmal mehr in den Spiegel schauen wollen.
Dieses Video hat mir nur noch mehr signalisiert, dass in unserer Gesellschaft viel zu viel Wert auf unser Aussehen gelegt wird, uns wird praktisch gesagt, dass es immer etwas gibt, das wir an uns ändern sollten. Doch vielmehr sollten wir die Botschaft vermitteln, dass jeder Körper schön ist, genau so, wie er ist, man sollte nichts daran verändern, nur um einem gewissen Schönheitsbild zu entsprechen. Du kannst dich auch in deinem Körper wohlfühlen, wenn dir Teile davon nicht gefallen. Generell solltest du deinem Körper dankbar dafür sein, dass er dich durch dein Leben trägt und stärkt.
Dennoch wird die „Body-Positivity“-Bewegung von vielen kritisiert, da man sich dabei auf eine rein positive Sicht auf alle Körpertypen fokussiert. Das Hauptproblem dieser sogenannten toxischen „Body-Positivity“ ist, dass damit auch Fettleibigkeit und Untergewicht normalisiert werden, womit jedoch auch ungesunde Lebensstile und auch Essstörungen, die schwere Auswirkungen auf die Gesundheit haben können, verharmlost werden.
Als ich zum ersten Mal den Satz: „Hey, du! Achselhaar-Alarm!“ hörte, war ich erstmal ziemlich perplex. Ich dachte, heutzutage sind wir als Gesellschaft darüber hinweg, dass Frauen am besten immer glattrasiert sein sollen und man als Mann kein einziges dunkles Haar zu Gesicht bekommen will. Doch dieser Tag in 2021 hat mir das Gegenteil bewiesen.
Aber warum existieren diese Normen überhaupt und warum wird man als behaarte Frau in der Gesellschaft immer noch schräg angesehen?
All das lässt sich weit in die Geschichte zurückführen, denn Historiker können beweisen, dass es schon in der Antike und dem alten Ägypten mehrere Haarentfernungsmittel für Mann und Frau gab. Die heutige Diskussion geht aber auf einen Trend zurück, der in Amerika 1910 Frauen erstmals ihre Achselhaare und ein paar Jahre später, als die Kleider kürzer wurden, auch die Beinhaare rasieren ließ. 1915 erschien folglich der erste Damenrasierer und das Schönheitsideal der körperhaarlosen Frau breitete sich auch in Europa aus.
Das wurde auch mir als junges Mädchen vermittelt und aus diesem Grund habe ich auch mit 11 meinen ersten Rasierer gekauft. Da aber über rasieren bei uns sehr wenig gesprochen wurde, war es ein steiniger Weg bis ich es geschafft habe, meine Beine problemlos glatt zu rasieren. Ich hatte viele Gespräche mit meiner älteren Schwester darüber, warum sie sich ihre Beinhaare nicht abrasiert, das sei doch nicht schön!
Jetzt wünschte ich, ich könnte dem jüngeren Ich ins Gewissen reden. Denn Körperbehaarung ist etwas ganz Natürliches. Warum sollten also Frauen sich rasieren, wenn es bei Männern als maskulin gesehen wird?
In der Psychologie findet man keine eindeutige Antwort darauf. Es gibt die These, dass eine Frau durch das Entfernen der Haare Ungefährlichkeit ausdrückt. Sie ist haarlos wie ein Kind vor der Pubertät und damit keine Gefahr. Das Fehlen des Haars stärkt also das Überlegenheitsgefühl des Mannes. Das hört sich ganz schön nach Mittelalter an, aber leider fühlt es sich manchmal echt so an.
Ein anderer Grund, weswegen Körperbehaarung an Frauen so einen schlechten Ruf hat, ist, dass zu viele Haare als „unhygienisch“ gelten. Doch ganz im Gegenteil! Wenn die Intimbehaarung ein wenig länger bzw. generell vorhanden ist, ist man weniger anfällig für Geschlechtskrankheiten, wie auch eine Studie aus den USA belegt.
Leider sind meine Achsel- und Beinhaare aber nicht der einzige Grund, warum ich mich mit Badeanzug in der Öffentlichkeit nicht immer wohl fühle. Manchmal fühle ich mich unsicher, weil ich Dehnungsstreifen auf meinen Hüften habe. Auch von vielen Bekannten, weiß ich, dass sie sich nicht immer wohl mit den Besonderheiten ihrer Haut fühlen.
In Wirklichkeit sind Dehnungsstreifen oder Dellen keine Besonderheit. Es sind Zeichen dafür, dass unser Körper wächst und sich verändert. Und das ist nichts Schlechtes.
Dazu muss ich aber auch sagen, dass nicht nur Frauen davon betroffen sind. Es liegt bei ihnen zwar am häufigsten vor, weil in der Pubertät die Körper meist größere Veränderungen durchmachen und Kurven bilden, doch das ist auch wieder bei jeder Person unterschiedlich.
Jedes Geschlecht und jeder Körper kann betroffen sein.
Im Internet kursieren tausende von Tipps und Haushaltsmittel, Cremes und Tinkturen gegen diese „unschönen“ Makel. Doch eigentlich sind sie das Natürlichste auf der Welt und ich werde sie stolz als ein Zeichen meines Wachstums tragen.
Wir hoffen, dass auch ihr euch in eurer Haut wohlfühlt, mit dem Wissen, dass jeder Körper wunderschön ist.
Von Damaris Schreckenbauer und Sarah Burghartswieser