Illegaler Welpenhandel
Kleine Hunde, grosses Geld
Hunde werden als die „besten Freunde des Menschen” bezeichnet und zählen seit Langem zu den beliebtesten Haustieren weltweit. Doch leider sind nicht alle Händler seriös. Durch die Pandemie haben sich die Fälle des illegalen Welpenhandels noch einmal drastisch erhöht.
“Illegaler Welpenhandel in Ravensburg aufgeflogen”, “Polizei beschlagnahmt erneut Welpen in München”, “Tierschützer decken illegalen Welpenhandel auf” - die Zeitungsberichte über unseriös gehandelte junge Hunde häufen sich. Ein wichtiger Grund hierfür ist die Corona-Pandemie: Man verbringt gezwungenermaßen deutlich mehr Zeit zuhause, bekommt Langeweile und fängt an, mit dem Gedanken zu spielen, einen Hund in die Familie aufzunehmen. Doch nicht jeder wendet sich an ein Tierheim oder einen vertrauenswürdigen Züchter. Einige werden im Internet fündig, bei Händlern, die vielleicht seriös wirken, dies aber definitiv nicht sind - sehr zum Leidwesen der Tiere.
Meist stammen die Hunde aus osteuropäischen “Hundefabriken”, wie es sie in der Ukraine, Rumänien, Serbien etc. zur Genüge gibt. Und der Name ist Programm: Die Hündinnen werden als Gebärmaschinen missbraucht, müssen immer wieder aufs Neue Junge bekommen. Den Deckrüden geht es nicht besser, sie werden mit Hormonen voll gepumpt und erfahren Gewalt wie beispielsweise Stromschläge. Sowohl die erwachsenen Tiere als auch die Welpen leben in viel zu kleinen Zwingern ohne Tageslicht, in denen sich Krankheiten, z. B. die Parvovirose (auch als Hundeseuche bekannt), sehr schnell verbreiten.
Nachdem die Welpen viel zu früh von ihrer Mutter getrennt werden, werden sie über Internetportale, unter anderem auch Ebay Kleinanzeigen, zum Verkauf angeboten. Die Händler agieren meist unter falschen Identitäten. Wenn die Tiere dann bei ihren zukünftigen Besitzern ankommen, sind sie oft stark geschwächt vom Transport, weisen Verhaltensstörungen auf und sind traumatisiert. Hinzu kommen schwere Krankheiten, die auch dafür sorgen können, dass die Welpen bald nach der Ankunft sterben. Wird ein Fall aufgedeckt, werden die Welpen normalerweise erst einmal auf die umliegenden Tierheime verteilt, für die es aber oft nahezu unmöglich ist, die hohe Anzahl der Tiere unterzubringen, ganz zu schweigen von dem medizinischen Aufwand, denn abgesehen von den Krankheiten sind die Hunde meist weder geimpft noch haben sie sonstige medizinische Versorgung erfahren. Der einzige Kontakt zur Medizin ist nicht selten das Verabreichen von vielen Medikamenten und Antibiotika kurz vor der Abfahrt, damit sie den Transport überleben.
„Laut einer offiziellen Studie der EU werden auf diese Weise jeden Monat ca. 50.000 Welpen innerhalb der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gehandelt.“
Laut einer offiziellen Studie der EU werden auf diese Weise jeden Monat ca. 50.000 Welpen innerhalb der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gehandelt. Recherchen der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN zufolge wurden in Deutschland im vergangenen Jahr rund 800 Fälle von illegalem Welpenhandel aufgedeckt, wobei die Dunkelziffer vermutlich noch deutlich höher ist. Bei einer Befragung der Bundesländer bezüglich der Zahlen gab es jedoch große Differenzen. 13 SprecherInnen der Landesministerien antworteten auf die Anfrage - wobei jedoch nur fünf exakte Werte liefern konnten, da in den restlichen acht Bundesländern diese Fälle nicht erfasst werden. Dass es in Deutschland nicht einmal eine einheitliche Zählung gibt, um dem illegalen Welpenhandel etwas entgegenzusetzen, wurde scharf kritisiert.
Neben der einheitlichen Erfassung der Fälle von illegalem Welpenhandel werden unter anderem auch eine Verifizierungspflicht für Tierverkäufer auf Online-Portalen und eine Registrierungspflicht für alle Hunde und Katzen gefordert. Doch bis dies schlussendlich auch umgesetzt wird, ist es umso wichtiger, selbst die Augen offen zu halten. Man sollte sich vor dem Kauf, wie bei allen Tieren, natürlich gut überlegen, ob ein Hund wirklich zu einem passt. Wenn man sich dann sicher ist, wendet man sich am besten an ein Tierheim in der Nähe. So kann man gleichzeitig einem Hund ein neues Zuhause geben, der vielleicht schon lange auf einen Besitzer wartet. Sollte man sich aber trotzdem im Internet nach Züchtern umsehen, ist es wichtig, dass alle erforderlichen Papiere vorhanden sind und der Welpe alt genug ist. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass ein Welpe frühestens nach der achten Lebenswoche von seiner Mutter getrennt und verkauft werden darf. Außerdem sollte man misstrauisch werden, wenn die Übergabe nicht beim Züchter zuhause erfolgt und das Muttertier nicht besichtigt werden kann. Bei Verdacht auf illegalen Welpenhandel sollte die Polizei verständigt werden. Auf keinen Fall sollte man die Tiere nur aus Mitleid kaufen, denn solange die Nachfrage besteht, bleibt dieses Geschäft für die Händler unglaublich lukrativ. Um dieses massive Tierschutzproblem zu lösen, braucht es noch viele Schritte, umso wichtiger ist es, dass auf das Thema aufmerksam gemacht wird und jeder seinen, wenn auch nur kleinen, Teil zur Lösung beiträgt.
Golden Retriever Welpen
Von Laura Einsiedl