Marsforschung

Von Marsmännchen und Helikoptern

Der Mars - seit Langem fasziniert er die Menschheit. Immer wieder werden Sonden, Satelliten und Raketen ins Weltall geschickt, um unseren Nachbarplaneten zu erforschen. Doch was genau wird da eigentlich erforscht? Welche Missionen laufen derzeit? Und die Frage aller Fragen: Gibt es Leben auf dem „Roten Planeten“?

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Die Wurzeln der Marsforschung reichen weit bis in die Vergangenheit zurück. Bereits in der Antike beschäftigten sich die Menschen mit dem Mars und gaben ihm Namen wie „Horus der Rote“ in Ägypten oder „Huoxing“ in China, was so viel bedeutet wie „Stern des Feuers“. In der frühen Neuzeit begannen Astronomen, Berechnungen anzustellen und konnten so beispielsweise die Eigenrotation herausfinden. Im 19. Jahrhundert schließlich wurden die ersten Marskarten erstellt. Ein großer Fortschritt wurde erreicht, als 1965 nach einigen sowjetischen Fehlschlägen erstmals die Sonde mit dem Namen Mariner 4 am Mars vorbeiflog und Fotos an die Erde schickte. Sechs Jahre später, 1971, gelang es dem Satelliten Mariner 9 den Mars zu umrunden und eine detaillierte fotografische Karte zu erstellen. Im selben Jahr landete die Sonde Mars 3 als Erste auf der Oberfläche des Roten Planeten. Die Sendezeit betrug allerdings nur 20 Sekunden, da zu diesem Zeitpunkt vermutlich ein Sandsturm herrschte. Im Jahr 1976 schickten die USA erstmals die Raumschiffe Viking 1 und Viking 2 auf den Mars. Diese lieferten zusammen über 50.000 Fotos, welche allesamt daraufhin deuten, dass es auf unserem Nachbarplaneten kein Leben gibt. Seit diesem Zeitpunkt wurden immer wieder Satelliten, Roboter etc. ins All gesendet, um den Mars weiter zu erforschen. So zum Beispiel die beiden Roboter Spirit und Opportunity im Jahr 2004, wobei Opportunity die These bestätigte, dass es früher auf dem Mars Wasser gegeben haben muss. Außerdem legte er mit 45 km die bisher längste außerirdische Strecke auf dem Boden zurück und schoss über 200.000 Fotos. 2012 landete de US-Roboter Curiosity auf dem Mars. Er fand einige Indizien, dass der Mars früher für mikrobielles Leben bewohnbar war und ist auch heute noch im Einsatz.

Im Sommer 2020 starteten gleich drei Missionen auf einmal: Die Vereinigten Arabischen Emirate schickten die erste arabische Raumsonde ins All. Auch Chinas Mission Tianwen-1 startete im vergangenen Jahr. Aber der Hauptgrund, warum die Marsforschung wieder in aller Munde ist, ist der Mars-Rover Perseverance.

Perseverance, was auf Deutsch „Durchhaltevermögen“ bedeutet, ist der neueste von bisher fünf NASA-Rovern auf dem Mars. Seine zwei Hauptaufgaben bestehen darin, Bodenproben zu nehmen und für eine zukünftige bemannte Mars-Mission zu hinterlegen, aber auch den Weg für eben diese Mission zu bereiten. Er soll Technologien testen und Umgebungen finden, die möglicherweise bewohnbar wären. So hat Perseverance schon aus Kohlenstoffdioxid so viel Sauerstoff hergestellt, dass man damit für ungefähr zehn Minuten atmen könnte. Hört sich zwar nicht weltverändernd (oder marsverändernd) an, aber in weiteren Experimenten soll noch mehr produziert werden. Der Rover ist aber nicht alleine zum Mars geflogen. Mit ihm ist Ingenuity (Einfallsreichtum) gelandet. Ein solarbetriebener Minihubschrauber, der erste auf einem anderen Planeten. Mit ihm will die NASA ausprobieren, wie sich Flugobjekte auf dem Mars verhalten, denn unser Nachbarplanet ist um einiges kleiner und leichter als die Erde, was auch die Schwerkraft verringert. Dadurch muss Ingenuity mehr Kraft aufbringen, um kontrolliert fliegen zu können. 

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Genauso wie Perseverance haben auch schon andere Rover den Boden untersucht. In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurden immer wieder Hinweise auf verschiedenste Mineralien gefunden. Außerdem sind sich Forscher mittlerweile sicher, dass es auf dem Mars früher Wasser gegeben hat. Lange wurde angenommen, dass es ins Weltall verschwunden ist, doch mittlerweile geht man davon aus, dass es in Gestein eingelagert ist. Vor allem wird aber immer noch geforscht, ob es theoretisch Leben auf dem Mars geben könnte. Forscher sind zu dem Schluss gekommen, dass das Klima auf dem Mars vor langer Zeit, genauer gesagt vor ca. 3,5 Milliarden Jahren, ganz anders war. Das damals herrschende warme, feuchte Klima wäre eine gute Voraussetzung für Lebewesen gewesen. Zudem könnte es zu dieser komplexe Kohlenstoffchemie gegeben haben, genauso wie verfügbare Energiequellen und mineralische Oberflächen. All diese Aspekte lassen darauf schließen, dass es vielleicht tatsächlich einmal Leben auf dem Roten Planeten gab. Ob es dort heute immer noch Leben gibt, ist umstritten. Falls dem aber so sei, wären es mit Sicherheit keine kleinen grünen Marsmännchen, sondern eher mikroskopisch kleine Lebewesen. 

Lebewesen, die aber bestimmt einmal auf dem Mars stehen werden, sind die Menschen. Doch wann wird das zum ersten Mal passieren? Das kommt darauf an, bei welcher Raumfahrtbehörde man nachsieht. Elon Musk, der Gründer von SpaceX sagt, dass er noch vor 2030 Menschen auf den Mars bringen will. Doch sein langfristiges Ziel ist nicht, ein paar Astronauten auf den Mars zu fliegen und sie wieder zurückzuholen, sondern den Mars zu besiedeln. Die NASA auf der anderen Seite plant, frühestens in den 2030er Jahren eine Mars-Mission zu starten. 

Man hört aber immer nur von Rovern aus den USA, die auf dem Mars landen. Was ist eigentlich mit Europa? Die ESA hat vor, nächstes Jahr einen Rover zum Roten Planeten zu schießen. Eigentlich sollte sich Rosalind Franklin schon 2018 auf den Weg begeben, aber durch einen nicht bestandenen Test des Fallschirms, der für die Landung essenziell ist, wurde der Start auf 2020 verschoben. Durch die Pandemie konnte der neue Fallschirm aber nicht getestet werden, was uns jetzt zu 2022 gebracht hat. Wir müssen uns also noch etwas gedulden...


Von Laura Einsiedl und Lea Wolfgruber