Autokino

Radio an, Film ab und genießen

Autokinos gehörten seit Langem der Vergangenheit an. Seit Beginn der Pandemie erleben sie aber ein überraschendes Comeback.

Mit leckerem Popcorn, kalten Getränken und einem Lieblingsmenschen auf dem Nebensitz verwandelt sich das eigene Auto in den perfekten Ort für besondere Kinoerlebnisse. Vor allem die Eltern oder die Großeltern erinnern sich an ihre Jugend, da die Autokinos in Deutschland ihre Blütezeit zwischen 1960 bis 1980 hatten. Mit der Zeit gab es nur noch sehr wenige Autokinos, sie waren fast schon ausgestorben, aktuell erleben sie aufgrund der Corona Krise jedoch ein riesiges Comeback. Durch den Lockdown mussten wir alle auf viele Dinge wie Konzerte oder Kinobesuche verzichten, die normalerweise unseren Alltag verschönern. Damit trotzdem der neueste Film geschaut werden kann oder man einfach zur Lieblingsmusik abtanzen kann, haben sich zahlreiche Veranstalter an die früher sehr beliebten Autokinos beziehungsweise Autokonzerte erinnert. Daraufhin wurden diese an unterschiedlichen Orten in ganz Deutschland organisiert. In unserer näheren Umgebung gibt es Autokinos nun zum Beispiel in München Aschheim, auf dem Festplatz in Fürstenfeldbruck oder in Landshut. Autokonzerte wurden bereits in Ingolstadt, München oder in Stuttgart veranstaltet. Bei diesen wird vor den Parkplätzen eine Bühne für Bands, Sänger oder DJs aufgebaut. Damit auch die Menschen in den Autos, die in einer der hinteren Reihen stehen, die Musiker gut sehen können, wird das Konzert live gefilmt und auf eine Kinoleinwand projiziert. Der Ton kann durch eine bestimmte Ultrakurzwellenfrequenz im Autoradio oder über das Handy wiedergegeben werden. In jedem Auto dürfen maximal fünf Personen aus zwei Haushalten sitzen. Jeder bekommt seinen Stellplatz durch Platzeinweiser zugeteilt. Die Fans feiern in ihrem Auto – das oftmals mit Lichterketten und Plakaten geschmückt wird – eine eigene kleine Party. Mit geöffnetem Fenster bekommt man dann fast das Gefühl, gemeinsam zu feiern und doch bleibt der Abstand bewahrt! Dadurch entsteht auch eine neue Form des Applauses, anstatt der Hände wird alles eingesetzt, was das Auto zu bieten hat: Hupe, Lichthupe, Warnblinker. Und dennoch bleibt die Stimmung eine andere: man bleibt weit entfernt von anderen Menschen und es ist fast ein komisches Gefühl, wenn man sich bei seinem Lieblingslied selbst laut im Auto mitsingen hört. 

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Bei den Autokinos sind die Corona-Regeln ähnlich wie bei den Autokonzerten. Man darf das Auto nur verlassen, um auf die Toilette zu gehen oder um sich Getränke und Snacks zu besorgen. Der Film wird über die Leinwand abgespielt und der Ton dazu vom Autoradio empfangen. So kann man einen Film gemütlich im Auto, bei kälteren Temperaturen eingekuschelt in eine Decke, anschauen. In Paris gab es dieses Jahr ein ganz besonderes Drive – in Kino. Im Bassin de la Villette, das zwischen dem Quais de Seine und der Loire liegt, konnte man sich ein Elektroboot ausleihen und damit den Film vom Boot aus auf einer Leinwand anschauen. Da es nur 38 Elektroboote gab, wurden auf dem Quais de Seine am Paris Plage 150 Liegestühle mit ausreichend Abstand aufgestellt und Kopfhörer verteilt. So kann mit kreativen Möglichkeiten auch in der Corona Zeit der neueste Film gesehen oder ein Konzert gehört werden – und allein dafür, dass man mal wieder einfach die Seele baumeln lassen kann und man den Alltag für ein paar Stunden vergisst, lohnt sich die Fahrt zum nächstgelegenen Autokino/-konzert.



Von Luzia Pfaller