Au-Pair in Frankreich
Zwischen Kindern und Kultur – ein Jahr als Au-Pair in Frankreich
AB Ins Land der Croissants, Baguettes und Macarons – das hieß es für Klara Schuhböck nach ihrem Abitur. Seit Ende August 2022 verbringt sie ein Jahr als Au-Pair in Frankreich und hat seitdem viel mehr als nur die Sprache gelernt.
Klara vor dem Louvre in Paris.
Eigentlich wollte Klara nach dem Abi einen Freiwilligendienst in Frankreich absolvieren. Nachdem das aber nicht geklappt hat, musste ein Plan B her. Dass sie trotzdem nach Frankreich wollte, stand für sie fest, da sie bereits in der Schule viel Freude an der Sprache hatte. So entstand die Idee, ein Jahr lang als Au-Pair bei einer französischen Familie zu wohnen. Damit begann die Suche nach einer passenden Familie. Es gibt zwar verschiedene Organisationen, die Kontakte vermitteln. Klara war allerdings etwas skeptisch, ob das dann auch wirklich funktionieren würde, sodass sie sich stattdessen in ihrem Umfeld bei allen umhörte, die in irgendeiner Weise Bezug zu Frankreich hatten. Und wer könnte wohl bessere Bezüge zu Frankreich haben als eine Französischlehrerin? Über Frau Schwarz gelangte Klara schließlich an den Kontakt der Familie, bei der sie das folgende Jahr verbringen sollte.
Klara stellte schnell fest, dass sie mit der Familie, die in einer Kleinstadt zwischen Paris und Versailles lebt, Glück hatte. Sie wurde sehr freundlich aufgenommen und bekam viel Unterstützung bei der Eingewöhnung in ihren neuen Alltag. Zu ihren Hauptaufgaben zählt, sich um die drei Kinder zu kümmern. So ist sie nicht nur dafür zuständig, die fünf-, neun- und elfjährigen Jungs in die Schule zu bringen und sie wieder abzuholen, sondern hat auch ein Auge auf sie, wenn sie ihre Hausaufgaben machen. Ein essentieller Bestandteil in diesem Alter ist natürlich auch, mit ihnen zu spielen. Zusätzlich geht sie mit dem Hund Gassi, kocht manchmal und bringt die Kinder ins Bett, wenn die Eltern am Wochenende abends ausgehen. Während ihrer freien Zeit hat Klara viele Gelegenheiten, unser Nachbarland näher kennenzulernen. Sie hat nicht nur verschiedene Städte bereits besucht, sondern von September bis April auch acht Stunden pro Woche an einem Sprachkurs teilgenommen.
Was die Sprache angeht, stellt sie deutliche Fortschritte bei sich selbst fest. Auch wenn man sich am Anfang natürlich erst einmal daran gewöhnen muss, dass das Alltagsfranzösisch sich doch noch einmal vom Schulfranzösisch unterscheidet, hat sich Klara relativ schnell zurecht gefunden. Vor allem in den Bereichen der Umgangssprache, der Beleidigungen und des Kindervokabulars hat sie viel dazu gelernt.
Doch nicht nur an die Sprache muss man sich gewöhnen. Als sie mit 17 Jahren nach Frankreich kam, fühlte sie sich erst einmal ziemlich überfordert: ein fremdes Land, eine andere Kultur, eine fremde Familie mit ganz eigenen Regeln und Abläufen und viele neue Aufgaben. Auch wenn man denkt, dass man Erfahrung mit Kindern hat, ist es noch einmal etwas ganz anderes, als Au-Pair Verantwortung für sie zu übernehmen. Nicht nur Klara musste sich an die Familie gewöhnen, auch die Kinder brauchten selbstverständlich ihre Zeit, um Vertrauen zu ihr aufzubauen. Gerade am Anfang ist es also kein Wunder, wenn man sich erst einmal etwas verloren fühlt. Doch mit der Zeit schaffte Klara es, immer souveräner den Alltag zu meistern. Dabei sind es oft die kleinen Momente, in denen die Kinder Klara ihre Zuneigung und ihr Vertrauen zeigen, die besonders wertvoll für sie sind.
Was wird Klara aus ihrem Au-Pair-Jahr mitnehmen? Sie selbst sagt, dass sie sich auf jeden Fall erwachsener und selbstständiger fühlt als vorher. Sie musste nicht nur lernen, sich in einem vollkommen neuen und ungewohnten Alltag zurechtzufinden, sondern hat gleichzeitig auch gelernt, mehr Dinge allein zu unternehmen. Wann geht man zuhause schließlich schon einmal alleine ins Kino? Und nicht nur das: Nach all dem Abiturstress hat sie das Gefühl, dass dieses Au-Pair-Jahr sie wieder deutlich näher ans „wahre“ Leben zurückgebracht hat. Sie berichtet, dass man hier „andere Arten von Intelligenz“ brauche – emotionale Intelligenz, Sensibilität und Einfühlungsvermögen. Und das nicht nur bei der Zeit in der Familie: Seit dem Ende ihres Sprachkurses engagiert sie sich zwei Vormittage pro Woche in einer gemeinnützigen Organisation für obdachlose Frauen und Kinder – eine Arbeit, die eindeutig zum Nachdenken anregt.
Als sich das Jahr dem Ende zuneigt, ist sich Klara sicher, dass sie aus dieser Beschäftigung viel Positives gezogen hat. Sie fühlt sich nun in ihrem Wunsch bestärkt, auch nach ihrem Au-Pair-Jahr den Kontakt zu unserem Nachbarland zu behalten. Für alle, die nach ihrem Abschluss gerne in eine andere Kultur hineinschnuppern und Erfahrungen im Ausland sammeln möchten, ist Klaras Weg sicherlich eine Option, über die es sich nachzudenken lohnt.
Von Laura Einsiedl