Teereportage
Spill the tea
An einem heißen Sommertag als Erfrischung oder an einem verschneiten Winterabend auf der Couch, in der Früh vor der Schule oder als Schlummertrunk vor dem Einschlafen – Tee hilft in allen Lebenslagen.
Tee hat die praktische Eigenschaft, sich an alle möglichen Situationen anpassen zu können. Doch woher stammt das wohltuende Gebräu eigentlich? Hier könnt ihr alles über die Geschichte des berühmten Getränks lesen und verschiedene Teerezepte entdecken.
Indische Teepflückerinnen bei der Arbeit
Im folgenden Artikel wird zwischen grünem und schwarzem Tee unterschieden, obwohl es heutzutage natürlich unzählige verschiedene Sorten gibt.
Die Geschichte des Grünen Tees reicht weit in die alte, chinesische Kultur zurück. Sie basiert auf einer Legende, die besagt, dass ein damaliger chinesischer Kaiser namens Shen Nung nach einer langen Reise unter einem Baum Wasser abkochte, um seinen Durst zu löschen. Doch durch einen Windstoß flogen einige Blätter des Baumes in das kochende Wasser, das sich daraufhin grün färbte und einen angenehmen Duft verbreitete. Der Kaiser probierte das Getränk und fand es so erfrischend, dass er es in ganz China einführte.
Anfangs war Tee jedoch nur als Heilmittel bekannt, doch später wurde er fast jeden Tag zeremoniell zubereitet. Bis 800 n. Christus wurde der Tee von buddhistischen Mönchen nach Japan gebracht. Man vermutet aber bis heute, dass sie es unter ihren Gewändern über die Grenze geschmuggelt haben, da die Chinesen den Handel eigentlich untersagten.
Die Teeblätter erreichten nicht viel später auch Holland und England, wo die ersten Teehäuser entstanden. Die Holländer brachten den Tee Anfang des 17. Jahrhunderts schließlich nach Amerika, wo er mit vielen exotischen Gewürzen angereichert wurde. Der Kaffee war dort jedoch vorherrschend, obwohl auch grüner und schwarzer Tee Koffein enthalten.
Auch die Briten machten zu dieser Zeit ihre ersten Erfahrungen mit dem Getränk. Dies haben sie ebenfalls den Holländern zu verdanken und nach und nach wurde schwarzer Tee zu dem beliebtesten Getränk des britischen Adels. Mit der Zeit wurde der Tee jedoch von allen Bürgerinnen und Bürgern Großbritanniens getrunken. So entwickelte sich zum Beispiel auch das Ritual „Afternoon Tea“, das zwischen 15:00 und 17:00 Uhr serviert wird. Dazu wird der typische schwarze Tee, der oft aus Indien oder China stammt, zubereitet und mit Milch getrunken, wobei es oft Kleinigkeiten zum Naschen dazu gibt, wie zum Beispiel Scones und Sandwiches. Der Tee wird in einer Kanne zubereitet, in die zuerst die Teeblätter oder Teebeutel gegeben werden und alles mit heißem Wasser aufgegossen wird. Die Beutel oder Blätter werden nicht aus der Kanne genommen, weswegen der Tee mit der Zeit immer stärker wird und auch erneut mit kochendem Wasser aufgegossen werden kann.
Um die Geschichte des indischen Tees, beziehungsweise des schwarzen Tees zu begründen, gibt es auch eine Legende. Der buddhistische Missionar Darma soll auf seiner siebenjährigen Pilgerreise nach China ein Gelübde abgelegt und versprochen haben, um sich die Unterstützung des Himmels zu sichern, jede Nacht zu Meditieren anstatt zu schlafen. Nach fünf Jahren jedoch wurde er trotzdem ein wenig müde, weswegen er begann, umherzugehen und die Blätter von verschiedenen Büschen in der Nähe zu pflücken und zu zerkauen, um sich abzulenken. Als er ein Teeblatt erwischte, war seine Müdigkeit auf einen Schlag wie weg und er konnte problemlos die letzten zwei Jahre wach bleiben.
In Indien entstand also der „Chai“ Tee, starker Tee, der mit Milch, Zucker und Gewürzen angereichert wird. Er enthält erst ab ca. 1830 schwarzen Tee und wurde davor mit grünem Tee zubereitet. Das Wort „Chai“ bedeutet dabei selbst ‚Tee‘ und wird manchmal auch „Masala Chai“ (Gewürztee) oder „Chai Latte“ genannt. Auch ich koche oft selbst „Chai Latte“ und habe mit der Zeit mein eigenes Rezept entwickelt:
2 Tassen Chai Latte
1 Tasse / 250ml Milch (auch Pflanzenmilch möglich)
1 Tasse / 250ml Wasser
2g Ingwer, frisch geschält und dünn geschnitten
1/2 Zimtstange bzw 1/4 TL gemahlenen Zimt
2 grüne Kardamom Kapseln
1 TL loser, schwarzer Tee oder ein Teebeutel
1/2 TL Sternanis
1/2 TL Nelken
1/2 TL Piment
2 EL Zucker
Um den Tee nun zuzubereiten, werden alle trockenen Zutaten in einem Mörser gemahlen und vermischt. Wenn sie bereits gemahlen sind, kann dieser Schritt weggelassen werden. Anschließend wird alles in einen Topf gegeben, der Ingwer untergemischt und mit der Milch und dem Wasser aufgegossen. Das Gemisch sollte nun gut verrührt werden, einmal aufgekocht und dann bei mittlerer Hitze für rund 8 Minuten oder bis zur gewünschten Intensität geköchelt werden. Am Schluss wird der Tee durch ein Sieb in die Gläser oder Tassen gegossen. Wer diesen Schritt weglassen will, muss die Gewürze und den Tee in einem Filter mitkochen, der anschließend problemlos entfernt werden kann. Der Zucker sollte nun separat untergerührt werden.
Auch in anderen Ländern wird der Begriff „Chai“ verwendet. Unter anderem in der Maghrebkultur, wo er „Tchai Nana“ genannt wird. Dort steht er jedoch für den „Thé à la menthe“, der dort das meistgetrunkene Getränk ist. Der süße Minztee wird beim Zusammentreffen von Familie und Freunden angeboten und gilt als wichtiges soziales Ritual. Er kommt in erster Linie aus dem Maghreb also aus Tunesien, Algerien, Marokko und Mauretanien, wird aber auch häufig in Frankreich getrunken, da dort die Kultur des Maghrebs durch viele Siedler weit verbreitet ist. Das Zubereiten des Tees ist zwar ursprünglich die Aufgabe der Männer gewesen, doch heute kann zum Glück auch ich als Mädchen mir und meiner Familie an kalten Tagen das süße Getränk kochen. Das Rezept ist ziemlich einfach. Probiert es aus!
3 Gläser “Thé à la menthe”
1-2 TL Grüntee
ca. 1 Bund marokkanische Minze, am besten frisch
Zucker (nach Belieben)
1 Teekanne aus Metall (marokkanischer Art) oder einen Topf mit Deckel
Zubereitet wird dieses Getränk, indem der Topf oder die Kanne zuerst mit kochendem Wasser gefüllt wird. Dann wird der grüne Tee zugegeben und das ganze muss 1-2 Minuten lang ziehen. Anschließend gibt man die Minze in das heiße Wasser und achtet darauf, dass sie ganz bedeckt ist. Der Topf sollte jetzt mit Deckel 3-4 Minuten lang auf niedriger Hitze stehen. In der Zwischenzeit kann man die Teegläser oder Tassen vorbereiten. Wenn der Tee fertig gezogen hat, kommt der interessante Schritt dieser Teezubereitung. Man gießt das Getränk aus ca 30cm Höhe in die Tassen. Dabei sollten die Teeblätter noch enthalten sein. Anschließend schüttet man den Tee auf die gleiche Weise zurück in den Topf und wiederholt das Ganze. Zum Schluss wird alles auf die Becher aufgeteilt und beim Einschenken mit einem Teesieb gefiltert. Vor dem Servieren kann jede*r den Thé à la menthe nach Belieben süßen.
Ich hoffe, dass ihr nun etwas mehr über die Geschichte dieses berühmten Getränks erfahren habt und motiviert seid, die Rezepte auszuprobieren und fremde Kulturen zu erleben.
Von Damaris Schreckenbauer